Die Orgel wurde während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1621–1624 von dem Orgelbauer Georg Wagner (Lich) mit etwa 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal sowie seitlichen Flügeltüren erbaut. Das Instrument stand ursprünglich an der Stelle des Fürstenstuhls. In den Jahren 1631–1633 wurde das Orgelwerk durch die beiden Pedaltürme der wahrscheinlich ebenfalls von Wagner etwa 1607 erbauten Orgel von Kloster Arnsburg erweitert. Diese war nach Lich ausgelagert worden, um sie vor den Plünderungen durch schwedische Truppen zu schützen. Die in Lich ansässige Orgelbaufirma Förster & Nicolaus versetzte 1861 die Orgel von der kleinen Empore im Chorraum auf die Westempore und griff in die klangliche Substanz ein. Das Instrument wurde im Laufe der Zeit durch die Firma mehrfach erweitert. 1913 fand ein tiefgreifender Umbau statt, in dessen Zuge die Orgel eine röhrenpneumatische Traktur, Kegelladen, einen freistehenden Spieltisch, ein Schwellwerk und einige neue Register erhielt. Eine weitere Dispositionsänderung erfolgte 1941 im Sinne der Orgelbewegung. 1961 wurde das leere Rückpositivgehäuse wieder mit neun Registern auf Schleifladen gefüllt, die elektrisch angesteuert wurden. Ein Neubau im Jahr 1972 im alten Gehäuse unter Beibehaltung von alten Registern stellte die mechanische Spieltraktur wieder her. Zuletzt wurden im Jahr 2002 weitere Stimmen ergänzt, sodass das heutige Instrument über 39 Register verfügt und ein breites Spektrum an Stilen adäquat wiedergeben kann.
Erhalten sind der historische Prospekt und fünf Register von Wagner, zwei aus dem 19. Jahrhundert sowie sieben Register von 1913. Das Hauptwerk ist fünfachsig gegliedert. Der erhöhte Rundturm in der Mitte wird vom Habsburger Doppeladler bekrönt, der von den Figuren von König David und Salomo flankiert wird. Zu beiden Seiten des Mittelturms schließen sich doppelgeschossige Flachfelder mit einem Spiegelprinzipal an. Außen werden sie von niedrigeren Spitztürmen flankiert, die von Solmser Löwen bekrönt werden. Das Untergehäuse nimmt nur die Breite der mittleren Flachfelder ein, während die Spitztürme von verzierten, geschwungenen Konsolen getragen werden. Die seitlichen Pedaltürme stehen erhöht auf Podesten aus dem 19. Jahrhundert und überragen das Hauptwerk. Oben schließen die Pfeifenfelder mit Schleierwerk in Form durchbrochener Holzreliefs ab, die in jeweils etwas anderer Gestalt auch die Felder des Hauptwerks und Rückpositivs verzieren. Das dreigliedrige Rückpositiv mit rundem Mittelturm steht in der Brüstung relativ weit vom Spieltisch entfernt. Ähnlich wie beim Pedal sind die seitlichen Verzierungen großflächig gestaltet. Im Prospekt des Rückpositivs ist lediglich die stumme mittlere, bossierte und bemalte Pfeife erhalten.
Im Jahr 2022 wurde eine englische Orgel der Firma Peter Conacher & Co gebraucht erworben, die bei Anton Škrabl in Slowenien eingelagert war. Das einmanualige Instrument mit Pedal besitzt acht Register. In der Galerie ist der Entstehungsprozess zu betrachten.
Auszüge aus „Marienstiftskirche (Lich)“ aus der deutschen Wikipedia