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Eine heftige Story

17.04.2025 – Heiner Schultz, Gießener Allgemeine Zeitung

Die Marienstiftskantorei Lich und das Ensemble »Capella instrumentalis« unter der Leitung von Christof Becker. Die Solisten sind Martina Nawrath (Sopran), Johannes Mayer (Tenor), Clarke Ruth (Bass) und Tomi Wendt (Erzähler). © Heiner Schultz

Mit einer besonderen Vorstellung wandte sich die Kirchenmusik in Lich jetzt an die jungen und ganz jungen Zuhörer. Am Mittwoch gab es eine Version der Johannespassion von Johann Sebastian Bach eigens für diese Zielgruppe. In einer einstündigen Fassung, jedoch mit dem kompletten Chor und Orchester hörte man ausgewählte Partien und lauschte fünf Solisten.

Als Erzähler fungierte Bariton Tomi Wendt, die Leitung hatte Christoph Becker. Es gab kräftigen Applaus. Man wolle sich damit an die jungen Zuhörer wenden, sagte Kantor Becker am Rande des Konzerts.

Interesse anregen

Und die Direktion hatte weder Kosten noch Mühe gescheut: fünf Sängerinnen und Sänger und einige Instrumentalsolisten waren angetreten, um die Besonderheiten des Werks deutlich zu machen und das Interesse an dieser Musik anzuregen. Hinzu kam Bariton Tomi Wendt vom Stadttheater. Er las angenehm verständlich und sensibel einen speziellen Text, in dem die Leidensgeschichte Christi und diverse Details dem teilweise noch sehr jungen Publikum diese an sich spannende Handlung näher gebracht werden sollte. Die ist starker Tobak: Jesus war bei den Herrschenden in Ungnade gefallen und wurde auch ohne konkreten Tatvorwurf zum Tode verurteilt. Interessant war die Aufbereitung der Geschichte.

Mehrfach erläuterte Wendt, wie sorgfältig Bach einzelnen Textstellen einen ebensolchen Klang verlieh, den das Orchester dann zur Erklärung wunderbar transparent einspielte. Alle Solisten performten exzellent, heraus ragte dabei Martina Nawrath, deren liebliche und klare Stimme für sich einnahm. Wendts Moderation, natürlich und entspannt, rundete die Vorstellung ab. Das war auch eine interessante, hochwertige Vorschau auf die Präsentation des Hauptwerks. Am Freitag wurde dann die komplette Fassung der Johannespassion aufgeführt.